5 Tipps, wie Sie die Kreativleistung Ihrer Mitarbeiter steigern können

Lesedauer: 10:15 Min.

Viele von uns haben immer noch die Vorstellung, dass Kreativität ein doch eher zufälliger Prozess ist, an dessen Ende – Gott weiß warum – Ideen entstehen. Gleichzeitig glauben wir, dass nur wenige hochtalentierte Menschen überhaupt Ideen entwickeln können und dass die meisten dieser Ideen gut seien; 3 gängige Vorteile, die sich schon erstaunlich lange halten (ungeachtet der vielen Bücher und Artikel, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen).

Wenn wir etwas besonders Beeindruckendes sehen, hören, schmecken, riechen oder fühlen, glauben wir, es handele sich um einen Geniestreich – etwas Einzigartiges, Flüchtiges, dessen Zustandekommen vom jeweiligen Augenblick … von Raum und Zeit abhinge. Und manchmal stimmt das. Im Endeffekt sind solch besondere Erfahrungen aber oft nichts anderes als das Ergebnis vieler, vieler nicht so schöner Momente – Momente, in denen die Personen hinter einer Idee diese bereits verworfen hatten und an ihr verzweifelt sind – sie angepasst und dann doch irgendwann ganz aufgegeben hatten – damit aber nicht zufrieden waren – sie wieder aufgriffen und weiterentwickelten – um sie schließlich zu perfektionieren. Das gilt für fast alles, was jemals geschaffen und erlebt wurde. Ihr Lieblingsparfum? Ist das Ergebnis eines langwierigen Prozesses, in dem ganz unterschiedliche Inhaltsstoffe miteinander kombiniert wurden – oder vielmehr: so lange kombiniert wurden, bis die Entscheidungsverantwortlichen meinten, dass der Duft so gut sei, dass man Menschen damit begeistern könne. Ihre Lieblings-Oper? Das Ergebnis tausender Übungseinheiten. Und Ihr Lieblingswitz? Sie ahnen es … Ich habe mich vor einigen Jahren mit einem Comedian unterhalten und ihn gefragt, was sein Geheimnis sei … warum die Leute bei ihm öfter und lauter lachen würden als bei den meisten anderen. Seine Antwort: Harte Arbeit. Er erzählte mir, dass er jeden seiner Witze, jede Geschichte testen und dann, abhängig von der Reaktion des Publikums, weiterentwickeln würde – und zwar bis er das Gefühl habe, keinen Raum mehr für Optimierungen zu haben.

So oder so ähnlich funktioniert Kreativität. Auch auf Unternehmensebene. Im Innovationsbereich skizziert man eine Lösung, testet diese, trägt die Reaktion der Testpersonen zusammen, analysiert sie, überlegt, was man verbessern könnte, setzt das dann um, testet wieder – und man macht das, bis … ja, man könnte sagen: bis der Markt lacht.

Ian Spalter, Chef-Designer von Instagram, hat einmal gesagt: Design is never done – until it’s done. Es gibt keinen Schlusspfiff – keinen Endgegner, den es zu besiegen gilt. Das zu verstehen, ist (nach meiner Erfahrung) die wichtigste Voraussetzung für Erfolg.

Wenn man Ideen generiert, ohne sich Gedanken über deren Umsetzung zu machen, ist man ein Künstler. Und wenn man von vornherein nur an mögliche zu erzielende Gewinne denkt, ist man ein Controller. Beide haben ihren Platz. Der eine in der Kunst und der andere im Controlling. Wirklich innovative Unternehmen sind nicht kreativ oder effektiv – sie sind beides. Sie bewegen sich in einem ständigen Spagat zwischen der Realisierung von Skaleneffekten und der Umsetzung neuer Ideen, zwischen Freiheit und Reglementierung.

Kreativitätstechniken lernen und problemorientiert einsetzen

Es reicht einfach nicht, nur eine Kreativitätstechnik zu kennen. Das ist, als würden Sie mit derselben Formel versuchen, alle mathematischen Probleme zu lösen. Wer meint, mit einem halbgaren Brainstorming systematisch neue Ideen produzieren zu können … oder vielmehr: produzieren lassen zu können … irrt. Allein in unseren Workshops setzen wir über 25 verschiedene Techniken ein; immer abhängig davon, wie die Aufgabenstellung lautet. Dazu zählen: Innovation by Inspiration, Breaking Rules, Scamper, Bodystorming, die Galerie der Ideen, Remember the Future etc. Wenn Unternehmen und Teams verstanden haben, wie sie die ihnen zur Auswahl stehenden Kreativ-Techniken problemorientiert einsetzen können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch in Zukunft erfolgreich sein werden.

Die nachfolgende Tabelle dient der zielabhängigen Zuordnung von Methoden, ist aber natürlich nicht vollständig (wie könnte sie das sein bei all den Techniken, die es gibt?):

Intuitive Methoden:

Schnelle Entwicklung vieler Ideen | Aktivierung des Unterbewusstseins | Schaffung einer Diskussionsgrundlage

  • Brainstorming
  • Die Galerie der Ideen
  • Mind Mapping
  • Metaplan Technik
  • 635 Methode
  • Remember the Future
  • etc.
Prozessbasierte Methoden

Systematische und bewusste Erzeugung von Ideen mithilfe definierter Abläufe | Unterteilung übergeordneter Ziele in zu adressierende Problemstellungen

  • Breaking Rules
  • Morphologischer Kasten
  • Scamper
  • Osborn Checkliste
  • ERSK-Quadrat
  • etc.  
Kombinatorische Methoden

Bewusste Kombination prozessbasierter und intuitiver Aspekte

  • Reizwortanalyse
  • Triz
  • Innovationy by Inspiration
  • Sechs Denkhüte von de Bono
  • Drei Stühle von Walt Disney
  • etc.

Kreativität trainieren

Die meisten Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern einmal im Jahr einen Kreativworkshop an. [Ich selber habe über 100 solcher Veranstaltungen moderiert.] Das Problem: Viele Manager meinen, dass das ausreicht, nur weil mehr als 200 kreative Ideen entwickelt werden konnten. „Unsere Pipeline ist voll mit tollen Ideen, vielen Dank. Wir melden uns in 2 Jahren wieder bei Ihnen.“ Das kann man natürlich so sehen – sollte man aber nicht. Kreativität ist eine Fähigkeit, die erlernbar ist – die danach aber auch trainiert werden sollte. Dabei geht es weniger um die Generierung konkreter Impulse als vielmehr um die Verfestigung des Erlernten und die Vertiefung einzelner Techniken, um diese situationsabhängig einsetzen und so schnell auf bestimmte Problemsituationen reagieren zu können.

Foto von Justin Veenema auf Unsplash

Ob man kreativ ist oder nicht, hat ganz viel mit dem eigenen Mindset zu tun. Nur lässt sich die Einstellung von Menschen nicht einfach so programmieren. Vielmehr will eine solche kultiviert werden. Das gelingt nur, indem man seine Kollegen von der Notwendigkeit kreativ zu sein überzeugt – indem man Freiräume, aber auch klare Strukturen schafft, aus denen erkennbar wird, wie man zukünftig mit den kreativen Einfällen der Mitarbeiter umzugehen gedenkt.

Aus diesem Grunde empfehlen wir bei Evulu unseren Kunden, nicht nur eine Challenge übers Jahr laufen zu lassen, sondern viele. Nur so kann man seinen Kreativ-Muskel trainieren und mit der Zeit besser werden.

Kreativität fordern und fördern

Wer ist eigentlich für die Generierung von Ideen in Unternehmen zuständig? Die Marketing-Mitarbeiter? Bestimmt. Die Innovationsmanager? Auf jeden Fall. Aber wie verhält sich das mit den Buchaltungsverantwortlichen – mit Lager- oder Produktionsmitarbeitern? Müssen die wirklich nur ihren Dienst nach Vorschrift leisten und dann wir alles gut? Natürlich nicht.

Nach meinem Ermessen gibt es keine Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen, die nicht kreativ sein müssen. Überall gibt es Verbesserungspotenziale. Jeder kann einen Beitrag leisten, um zur Stärkung Ihrer Wettbewerbskraft beizutragen. Setzen Sie doch mal einen Monat lang vor alle Arbeitstitel bei Ihnen in der Firma den Zusatz „Creative“.

Creative … Facility Manager / Receptionist / Account Manager / Buyer / CEO etc.

Ich bin mir sicher, dass in den 4 Wochen viele neue Ideen aus vielen neuen Richtungen an Sie herangetragen werden.

Ideen immer im Kontext bewerten

Ideen und deren Innovationspotential müssen immer im Kontext beurteilt werden; ein Schema F gibt es nicht. Das Chukudu (s. Video) ist ein im Osten des Kongo in den 1970er Jahren entwickelter und bis heute oft eingesetzter Lastenroller, der zum Warentransport zwischen den Märkten, den Feldern und der Stadt eingesetzt wird. Aufgrund der geographischen und infrastrukturellen Bedingungen in weiten Teilen des Ost-Kongos konnte sich das Chukudu als eine von unterschiedlichen Mobilitätsalternativen etablieren. In Europa hätte das vermutlich nicht geklappt – zumindest nicht in der Zeit nach 1970, dafür war die Infrastruktur einfach schon zu weit entwickelt. Das ist aber auch egal, denn das Chukudu soll den Menschen im Kongo helfen; nicht in Hamburg.

Um der Notwendigkeit einer kontextabhängigen Bewertung von Ideen Rechnung zu tragen, haben wir in unserer Ideenmanagement Software über 25 Kriterien hinterlegt, aus denen unsere Kunden pro Challenge drei auswählen oder aber die sie um eigene Kriterien noch ergänzen können. Damit ist sichergestellt, dass alle über unsere Plattform generierten Impulse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und bewertet werden.

Großzügig mit Fehlern umgehen

Jeder von uns ist in der Lage, #merkwürdige Ideen zu entwickeln – im positivsten Sinne des Wortes. Der Schlüssel hierzu liegt vor allem in der Kultur eines Unternehmens: Lässt man Ideen zu? Oder ist es allein der Geschäftsführung vorbehalten, über die Zukunft nachzudenken? Darf auch mal etwas schiefgehen? Oder herrscht eine Politik der Null-Fehler-Toleranz? Wenn Sie diese Fragen für sich –für Ihr Unternehmen– zu beantworten versuchen, möchte ich Sie bitten, ehrlich zu sein. Es ist wenig hilfreich, den eigenen Status quo künstlich „aufzuhübschen“, um später genau daran zu scheitern.

Wie bereits der Physiker und Nobelpreisträger Linus Carl Pauling sagte: „Der beste Weg, eine gute Idee zu haben, ist viele Ideen zu haben!“ Wenn man da als Unternehmen nicht bereit ist, auch mal daneben zu liegen, wird man weder viele noch gute Ideen produzieren. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass man seine Mitarbeiter animieren soll, möglichst viele Falschleistungen zu erbringen. Aber Fehler gehören zu Innovationen wie die Nacht zum Tage.

Es geht nicht darum, keine Fehler zu machen, sondern sie früh zu begehen; wenn es noch nicht so teuer ist. Ich versteh ja, dass man in Zeiten unruhiger Märkte und politischer Wirren jedes Risiko vermeiden will, aber in der Entwicklung neuer Ideen und Impulse gehört ein gewisses Maß an Unsicherheit nun mal dazu. Wenn man das Kreativpotenzial seiner Mitarbeiter nutzen und diese bei der Generierung von Ideen unterstützen möchte, sollte man bewusst in den Aufbau einer positiven Fehlerkultur investieren.

Ein russisches Sprichwort besagt: Wer nichts riskiert, der trinkt auch keinen Champagner. Entscheidend ist nicht der Fehler, sondern dass man aus diesem lernt und sich beim nächsten Mal besser anstellt (kein automatischer Prozess, wie manche meinen). Das setzt eine intelligente Einstellung zu Risiken voraus. Es geht darum, sich der Konsequenzen seines Handelns und Nicht-Handelns bewusst zu werden und dann die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. 


So, das war’s – zumindest für den Moment. Natürlich gibt es auch noch andere Hebel, um die Kreativität Ihrer Mitarbeiter zu steigern (wie z.B. ein motivierendes Anreizsystem). Aber solche Maßnahmen sind oft so komplex, dass ich diese im Rahmen gesonderter Beiträge beleuchten werde (sonst wird das hier noch ein Buch). 😉

Falls Sie Fragen rund um das Thema Kreativität haben, kommen Sie einfach auf mich zu.  Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Bis bald

Krist°f / Co-Founder Evulu


Foto von davisco auf Unsplash

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