Was ist Ihre Kernkompetenz – als Unternehmen? Und sagen Sie bitte nicht, Ihr guter Service, die Freundlichkeit Ihrer Mitarbeiter oder Ihre Liefertreue. Das sind nicht mehr als einfache Voraussetzungen, um überhaupt am Markt zu existieren. Zur Differenzierung dienen solche Faktoren sicher nicht. Fragen Sie sich doch mal, warum Ihre Kunden zu Ihnen kommen – was Sie besser können als Ihre Konkurrenz – und was Ihre Wettbewerber besser machen als Sie. Warum gibt es Ihr Unternehmen? Und warum wäre es schade, wenn es dieses in 10 Jahren nicht mehr gäbe?
In Unternehmen mit einer eher unterdurchschnittlichen Kreativkultur können es die Mitarbeiter gar nicht abwarten, nach Eingang eines Auftrags in den gewohnten Bahnen denken und ihren Routinen entsprechend handeln zu dürfen. Die Entwicklung neuer Ideen wird als notwendiges Übel begriffen, schließlich weiß man um die grundsätzliche Bedeutung von Innovationen; nur will man sich nicht allzu lange damit aufhalten. „Hört mal zu. Der Chef hat gesagt, wir sollen Produkt X verändern. Ich schlage vor, es einfach größer zu machen. Alle einverstanden?“ Und natürlich sagen die meisten. „Ja.“ Wer aber diesen so wichtigen Prozess – des Diskutierens, des Entwickelns, des Bewertens und der Auswahl – übers Knie bricht, erhält im besten Falle mittelmäßige Ideen. Und die Konsequenz mittelmäßiger Ideen ist eine schlechte Perspektive.
Effizienz vs. Kreativität: Unterschiede in der Denkhaltung
Ob man auch in Zukunft noch erfolgreich sein wird, hängt maßgeblich von Haltung und Handeln der verantwortlichen Personen ab. Konzentriert man sich allein auf das Hier und Jetzt, auf die Realisierung von Effizienzvorteilen, muss man sich nicht wundern, wenn man morgen schon Probleme hat.
Effizienz | Kreativität |
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Ich brauche eine schnelle Lösung, die funktioniert. Natürlich gibt es noch bessere Ansätze, aber um diese zu erforschen, fehlt uns die Zeit. | Wir suchen nicht nach bewährten Lösungen, sondern nach den besten. Es geht nicht darum mitzuhalten, sondern aus der Masse ähnlicher Anbieter hervorzustechen und von unseren Zielkunden wahrgenommen zu werden. |
Die bisherigen Lösungsansätze haben sich bewährt. Wir müssen einfach nur besser werden – nicht anders. | Die bewährten Lösungsmöglichkeiten haben ihre Schwächen, das wissen wir. Allerdings suchen wir bereits nach Ansätzen, die uns helfen, noch erfolgreicher zu werden – auch wenn das bedeutet, dass wir alles auf den Kopf stellen müssen. |
Unser Geschäftsumfeld ist relativ stabil. Unsere Kunden sind happy. Warum sollte sich das ändern, solange wir an unserer Strategie festhalten? | Unser Markt verändert sich – und das permanent. Corona hat seinen Teil dazu beigetragen, ist aber bei weitem nicht der einzige Grund, warum sich die Dinge wandeln. Darauf wollen und werden wir reagieren. |
Der Prozess lässt sich zum Glück problemlos standardisieren. Dadurch können wir Kosten sparen. | Jeder Auftrag hält seine ganz eigenen Herausforderungen bereit. Mit Standardlösungen kommt man da nicht weit. Nur wenn wir bereit sind, Gelerntes zu hinterfragen, können wir unseren und den Anforderungen unserer Kunden gerecht werden. |
Mein Team und ich werden hauptsächlich an der Art gemessen, wie wir die Vorgaben von oben umsetzen. Weil das Ergebnis ohnehin feststeht, geht es uns vornehmlich darum, gut zu funktionieren. | Mein Team und ich werden vor allem am Ergebnis gemessen. Wie wir dahin kommen, spielt eigentlich keine Rolle. |
Natürlich ist es wichtig effizient zu sein. Aber es bringt überhaupt nichts, eine Leistung zu verbessern, die nicht länger nachgefragt wird. Es gibt Zeiten, in denen es darum geht, Bestehendes zu optimieren – und andere, in denen man Mut zeigen und mit neuen Angeboten auf sich aufmerksam machen muss.
Auf jeder Innovationskonferenz sagt irgendein Speaker, dass die Zukunft bereits begonnen hat und wir heute darüber entscheiden können, ob wir auch morgen noch erfolgreich sein werden. The Future is now, steht dann auf irgendeiner Folie. Und auch wenn ich diesen Satz schon einmal zu oft gehört habe, ist der Kerngedanke natürlich richtig. Nur wenn wir heute der Zukunft (in all ihren möglichen Ausprägungsformen) ausreichend Platz einräumen, sind wir entsprechend auf sie vorbereitet. Das setzt voraus, dass wir uns nicht nur auf eine möglichst effiziente Erledigung unserer Aufgaben konzentrieren, sondern immer wieder das Bestehende infrage stellen. Manchmal kann es auch richtig sein, die Dinge nicht richtig zu machen, zu experimentieren und unterschiedliche Lösungsalternativen auszuprobieren.
“Jetzt denken wir alle mal ouside-of-the-box, okay?“
Oft werden Mitarbeiter von ihrem Chef dazu aufgefordert, die Bahnen des gewohnten Denkens zu verlassen und mal richtig verrückt zu sein … quer zu denken. Outside-of-the-Box ist hier das (schon fast überstrapazierte) Stichwort. Das Problem: Keiner zeigt ihnen, wie das funktioniert. Und so springen sie von einer Box in die nächste, reihen Kreativ-Meeting an Kreativ-Meeting, nur um schon mal Gehörtes, Gedachtes, Gesehenes zu wiederholen. Dabei setzt man in der Regel auf Brainstorming – andere Ansätze kommen eher selten zur Anwendung, was natürlich schade ist, wenn man bedenkt, wie viele spannende Methoden es noch gibt (so z.B. Breaking Rules, Remember the Future, SCAMPER u.a.m.).
Dass man im Findungsprozess neuer Ideen auch mal … ach was sag ich … ständig auf Widerstände stößt, ist normal; gerade in Unternehmen mit einer schwach ausgeprägten Kreativkultur. Aber lassen Sie sich dadurch nicht gleich von Ihren Überlegungen abbringen (schließlich haben Sie sich was dabei gedacht). Die Idee, eine Mondkapsel zu bauen, die abgetrennt vom Mutterschiff auf dem Mond landen und auch wieder abheben könnte, galt zunächst als abwegig … oder nein … als undurchführbar. Später, im Jahr 1969, sollte genau diese Idee die Welt verändern. Warum? Weil die Erfinder an ihr festgehalten und sie erklärt haben … und zwar so oft, bis irgendwann auch die größten Skeptiker überzeugt waren. So konnte aus der Vision Kennedys, einen Astronauten auf den Mond zu schicken und den Wettlauf ins All zu gewinnen, Wirklichkeit werden. Für Neil Armstrong und sein Team war das natürlich ein großer Schritt – aber ein noch größerer für die Menschheit.
Professionelles Ideenmanagement als Schlüssel
Den meisten Unternehmen widerstrebt es, sich von einer intuitiv geleiteten Kreativromantik hin zu einem klar strukturierten Kreativprozess zu bewegen. Es wird immer noch als spießig empfunden, systematisch neue Ideen zu produzieren. Stattdessen hofft und vertraut man auf die Geistesblitze derer, die in der Vergangenheit eigentlich auch schon ganz brauchbare Ideen entwickelt haben. Wenn sich diese aber entscheiden, die Firma zu wechseln, steht ihr altes Unternehmen oft dar wie „der Ochs vor dem Berg“. Aus Herausforderungen werden Stolpersteine – und aus Stolpersteinen schwer zu überwindende Barrieren. Man verstrickt sich darin, Deadlines einzuhalten und den Erwartungen des Chefs zu entsprechen (die der Kunden werden irgendwann ignoriert). Am Ende entscheidet man sich für die naheliegende Idee, einfach alles so zu machen wie bislang auch – nur besser. Natürlich. Inkrementelle Weiterentwicklungen bestimmen das Denken und führen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einer mittelfristigen Verschlechterung der Gesamtsituation. Verstehen Sie mich nicht falsch: Man muss und kann nicht jeden Tag das Rad aufs Neue erfinden. Aber: Kunden wollen auch mal überrascht werden – wenn nicht von Ihnen, dann eben von Ihrer Konkurrenz.
Ein professionelles Ideenmanagement kann helfen, Ihr Unternehmen gegen die Innovationsbemühungen Ihrer Konkurrenz zu schützen, Kosten zu sparen und Kunden zu binden. Weitere Vorteil sind:
- Systematisierung des Vorgehens im Projektverlauf
- Konzentration auf die zu erreichenden Innovationsziele
- Aktivierung des bestehenden Kreativpotenzials
- Erschließung externer Kreativquellen
- Externalisierung und Internalisierung von Wissen und Ideen
- Mehrdimensionale Bewertung der Ergebnisse
- Minimierung der Floprate von Innovationsprojekten
- Belebung der Innovationskultur
Ideen zu managen … oder vielmehr: richtig zu mangen, hilft, den Gesamterfolg zu steigern. Laut einer aktuellen Studie der FOM Stuttgart fließen bei einem Großteil der Unternehmen pro eingesetztem Euro im Bereich der Ideenfindung 2 – 3 Euro zurück. Manche Firmen erzielen sogar eine noch bessere Quote (siehe hierzu auch “6 Tipps für die Umsetzung digitaler Ideenwettbewerbe“).
Damit das gelingen kann, bedarf es einer Struktur, die hilft …
- den richtigen Personen (innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation) die richtigen Aufgaben zu stellen
- Lösungsvorschläge einzusammeln und anhand erfolgsrelevanter Kriterien miteinander zu vergleichen
- die Ergebnisse sowohl der Ideenentwicklungs- als auch der -bewertungsphase zu kommunizieren, um so
- die Transparenz in Entscheidungsprozessen zu erhöhen
Wenn Sie diese Punkte beim Aufbau eines Ideenmanagement-Systems bedenken, sind Sie auf einem guten Weg.
QuickCheck
Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie in Ihrem Unternehmen mit kreativen Vorschlägen umgegangen wird, empfehlen wir, folgende Fragen zu beantworten (hierbei handelt es sich um einen Auszug aus dem von trendINNOVATION entwickelten Innovationsaudit “Delve Deep Innovation”). Also …
- Wie entwickeln Sie in Ihrem Unternehmen neue Ideen? Mit System oder eher zufällig?
- Wer wird in die Generierung neuer Impulse integriert? Alle Mitarbeiter? Oder nur ausgewählte? Binden Sie auch Externe (z.B. Lieferanten, Kunden etc.) in diesen Prozess ein?
- Welche Kriterien legen Sie bei der Beurteilung und Auswahl von Ideen an? Warum diese? Ändert sich die Wahl der Kriterien in Abhängigkeit vom Projekt?
- Wie stellt das Unternehmen sicher, dass sich neue Ideen innerhalb der Organisation entwickeln können und nicht in der Struktur “versickern”?
- Nach welchen Kriterien werden bei Ihnen neue Mitarbeiter eingestellt? Spielen dabei innovationsrelevante Faktoren eine Rolle? Falls ja, welche?
- Wie würden Sie das Arbeitsumfeld bei sich im Unternehmen beschreiben? Als trist – oder inspirierend? Was müsste gewährleistet werden, um der Kreativität Ihrer Mitarbeiter ausreichend Platz zu geben und die Entwicklung innovativer Ideen zu fördern?
- etc.
Das sind nur einige von zahlreichen Fragen, deren Beantwortung Rückschlüsse auf die Qualität Ihres Ideenmanagement-Systems zulassen. Falls Sie tiefer in diese Materie einsteigen und ihre Antworten mit uns diskutieren wollen, rufen Sie gerne an. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.
Bis bald
Krist°f / Co-Founder Evulu
Foto von Daria Nepriakhina auf Unsplash