„Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß.“ Dieser Satz wird Heinrich von Pierer – dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Elektrokonzerns aus München – zugeschrieben. Ein Satz (oder vielmehr Satzteil), der nachhallt … den man am liebsten zweimal sagen möchte (beim zweiten Mal vielleicht ein bisschen langsamer): „Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß.“ Eine Aussage, in der viele Informationen stecken – so zum Beispiel, dass man (und hiermit sind natürlich die Mitarbeiter gemeint) viel weiß, aber auch, dass nicht jeder weiß, was die anderen im Unternehmen wissen, wodurch man immer wieder nach Lösungen sucht, die irgendjemandem im Unternehmen bereits bekannt sind.
Von Pierers Feststellung kann heute (25 Jahre danach) als Startschuss in den gezielten Aufbau eines Systems verstanden werden, welches fortan helfen sollte, das bei Siemens vorhandene Wissen aktiv zu managen und so wirksam auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt zu reagieren – mit großem Erfolg, wie wir heute wissen.
Eine zentrale Komponente dieses Systems betrifft den Umgang mit innovativen Ideen. Das Ziel besteht darin, von der kollektiven Intelligenz der Mitarbeiter – also Menschen mit heterogenem Erfahrungshorizont und unterschiedlicher Ausbildungsbiografie – zu profitieren und gemeinsam nach Antworten auf relevante Fragen zu suchen. Hierzu gehört auch, geeignete Ideen zu entwickeln und diese zu bewerten, um dann Verbesserungs- und Erneuerungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen.
Hat man sich hierbei früher vor allem auf die Vorschläge einiger weniger Top-Manager verlassen, weiß man heute, dass jeder im Unternehmen seinen Teil dazu beitragen kann, dieses voranzubringen. Daraus ergibt sich, dass alle Angestellten in das Vorschlagswesen involviert und zur Teilnahme motiviert werden sollten. Dafür erforderlich ist eine Plattform, die einem genau das ermöglicht. Früher hat man in diesem Zusammenhang mit Eingabezetteln und Ideenbriefkästen gearbeitet, heute erfolgt das Einreichen von Änderungs- und Verbesserungsvorschlägen in der Regel digital.
Der Entwicklungsprozess und die Bewertung von Lösungsimpulsen beschreiben zwei der wichtigsten Teilbereiche im Innovationsmanagement und helfen dabei, aus Fragezeichen Ausrufezeichen zu machen – oder anders formuliert: relevante Probleme konkreten Lösungen zuzuführen. Dieser letzte Zusatz ist bedeutend, zeigt er doch, dass es beim Ideenmanagement nicht darum geht, einfach irgendwelche Probleme zu lösen, sondern solche, die aus Unternehmenssicht als relevant und damit als erfolgskritisch beschrieben werden können.
Wie wichtig das Management innovativer Ideen für den Erfolg von Unternehmen ist, geht u.a. aus einer vom Zentrum Ideenmanagement durchgeführten Studie hervor, nach der sich aktiv beteiligende, also ihre Ideen einreichende Mitarbeiter einen durchschnittlichen Netto-Zusatznutzen von 734 Euro produzieren. Und genau diese Beteiligung will und sollte man nicht dem Zufall überlassen.
Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Betriebswirtschaft (dib) hat ergeben, dass die Robert Bosch GmbH durch intelligentes Ideenmanagement mehrfach schon einen Zusatznutzen von mehr als 200 Millionen Euro im Jahr erzielen konnte. Das trifft auch auf Siemens, Volkswagen und andere Schwergewichte der deutschen Industrie zu. Dabei zeigt sich, dass sich die Beteiligungsquote der Mitarbeiter in den letzten Jahren vervielfacht hat. Als Grund hierfür wird neben einem kreativitätsfördernden und -fordernden Arbeitsklima u.a. ein vereinfachter Zugang zu digitalen Ideenplattformen angegeben.
Der Erfolg von Ideenmanagement-Projekten definiert sich maßgeblich über die Anzahl eingereichter Ideen pro Mitarbeiter, über den Prozentsatz gut / sehr gut bewerteter Ideen an der Gesamtanzahl eingereichter Vorschläge u.a.m. Diese und weitere Kennwerte werden bei Evulu für jeden Ideenwettbewerb untersucht, in einem gesonderten Teil des Abschlussberichts aufgeführt und erläutert. Dadurch haben unsere Kunden die Möglichkeit, Vergleiche zwischen Projekten anzustellen und Entwicklungen zu erkennen.
Unabhängig davon, ob Sie unsere Anwendung oder die eines Konkurrenten nutzen, möchte ich Ihnen 6 Tipps mitgeben, wie Sie eine Online-Challenge richtig aufsetzen und erfolgreich umsetzen können:
1. Schaffen Sie einen Anreiz zur Teilnahme
In den wenigsten Stellenbeschreibungen werden Sie den Passus finden, dass jemand an solchen Ideenwettbewerben teilnehmen muss. Und selbst wenn, ist es sinnvoll, seine Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren – und sie nicht zu verpflichten. Die Zeit des verordneten Geistesblitzes ist vorbei.
Überlegen Sie sich, welche Faktoren in diesem Kontext motivierend wirken. Aber machen Sie es sich nicht zu einfach. Jeder kann einen gewissen Geldpreis ausloben. Oft verfehlt ein solcher aber den gewünschten Effekt. Manche Menschen mag das motivieren; und das ist okay. Viele andere freuen sich über andere, nicht-monetäre Dinge. Hier ist Kreativität gefragt – und falls Ihnen nichts einfällt, setzen Sie am besten gleich eine Challenge auf und fragen Sie Ihre Mitarbeiter, welche Incentives am besten ankommen würden.
2. Achten Sie auf die Formulierung
Damit alle Beteiligten wissen, worum es in Ihrer Challenge geht, sollte das Projekt über die Formulierung eines griffigen Titels hinaus auch noch beschrieben werden. Was ist das Ausgangsproblem? Warum ist das Projekt relevant? Was erwarten Sie von den Teilnehmern?
Der Titel und der sich daraus ableitende Auftrag an die Teilnehmer sollte weder zu weit noch zu eng gefasst – also weder schwammig sein, noch Lösungswege und Techniken vorgeben. Eine gut formulierte Challenge beinhaltet Grenzen, lässt aber genug Raum für ganz unterschiedliche Ideen, um ans Ziel zu kommen.
Beispiel einer zu vage formulierten Challenge:
- Wie können wir das Leben unserer Mitarbeiter verbessern?
Beispiel einer zu eng gefassten Challenge:
- Wie können wir die Effizienz unserer Team-Meetings durch Bekanntgabe zeitlicher Vorgaben im Vorfeld einer Veranstaltung erhöhen?
Beispiel einer innovationsfördernden Challenge:
- Wie können wir den Lernprozess zwischen langjährigen und neu angestellten Mitarbeitern zum Vorteil beider Gruppen optimieren und so das kollektive Wissen in unserer Organisation erhöhen?
„Wie-Können-Wir“-Fragen implizieren, dass man noch keine Antwort hat, es mehr als nur eine richtige Antwort gibt und man im Team an der Lösung des beschriebenen Problems arbeiten will.
Ich würde Ihnen empfehlen, sich an dieser Art der Aufgabenformulierung zu orientieren. Noch ein Tipp: Ihre Challenge sollte auf konkrete Anforderungen Ihrer Zielgruppe eingehen – dazu können Nutzer, Mitarbeiter, Lieferanten, Aktionäre und andere Anspruchsgruppen zählen (je nach Kontext). Stellen Sie sicher, dass der von Ihnen formulierte Innovationsauftrag leicht zu verstehen ist und von den Challenge-Teilnehmern als relevant eingestuft wird. Versuchen Sie, diese für die Aufgabe zu begeistern. Forschungsergebnisse zeigen, dass langweilige Challenges langweilige Ideen hervorbringen – und dass spannende Aufgaben im Umkehrschluss dabei helfen, sowohl inkrementelle als auch ungewöhnliche und disruptive Lösungen zu entwickeln.
3. Setzen Sie einen realistischen Zeitrahmen
Jedes Projekt folgt einer zeitlichen Planung. Dabei sollte der gewählte Zeitrahmen weder zu weit noch zu eng gefasst sein (ähnlich wie eine Challenge). Im Idealfall haben die Teilnehmer das Gefühl, zügig und konzentriert an einer Aufgabe arbeiten zu müssen, um das Ausgangsproblem zu lösen. Trotzdem sollten Sie natürlich auch der Lebenswirklichkeit Ihrer Mitarbeiter Rechnung tragen und berücksichtigen, dass diese neben ihren Alltagsaufgaben (sprich: ihrem Beruf) auch noch ein Privatleben haben.
Bei der Bewältigung unserer Challenges legen wir im Normalfall den zeitlichen Schwerpunkt auf die Phase der Ideengenerierung. Trotzdem sollte auch für die anschließende Bewertungsphase ausreichend Zeit eingeplant werden. Ein Verhältnis von 60/40 erscheint in den meisten Fällen sinnvoll.
4. Laden Sie die richtigen Teilnehmer ein
Die Auswahl der richtigen Teilnehmer ist eine der wichtigsten Stellschrauben und entscheidet maßgeblich über den Erfolg einer Challenge. Achten Sie darauf, dass die von Ihnen eingeladenen Ideengeber und -bewerter motiviert sind, das definierte Problem auch wirklich zu lösen.
Überlegen Sie sich ganz genau, wer Sie in welcher der 3 Projektphasen unterstützen soll. Nicht jeder Juror muss auch in die Ideengenerierungsphase eingebunden werden – nicht jedes Mitglied Teil der Bewertungsphase sein und den Abschlussbericht einsehen dürfen.
Laden Sie nicht immer dieselben Personen ein. Jeder Ihrer Mitarbeiter sollte grundsätzlich die Möglichkeit haben, an solchen Projekten teilzunehmen – auch wenn das nicht bedeuten soll, dass Sie jeden Ihrer Kollegen zu jeder Challenge einladen müssen. Studien zeigen aber, dass die Möglichkeit, sich einbringen und Ideen zur Optimierung vortragen zu können, einer der wichtigsten Hebel zur Etablierung einer Innovationskultur ist.
Neben erfahrenen Mitarbeitern sollten folglich auch solche integriert werden, die neu in Ihrem Unternehmen sind. Diese betrachten ein Problem oft aus einem für Ihre Organisation ungewohnten Blickwinkel – und kommen so zu ungewöhnlichen Lösungsvorschlägen.
Grundsätzlich empfehlen wir eine heterogene Zusammensetzung der Teilnehmergruppe. Hier unterscheiden wir zwischen demografischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Herkunft etc.) und charakterlichen Eigenschaften. Im Idealfall sollte ein Innovationsteam die
folgenden sechs Mitglieder-Typen umfassen: Tüftler, Rechner, Vermittler,
Bedenkenträger, Draufgänger und Querdenker.
Wenn Sie mit externen Experten zusammenarbeiten, sollten Sie einen Geheimhaltungsvertrag aufsetzen, schließlich ist die Entwicklung von Innovationen ein sensibles Thema.
Überlegen Sie sich bitte auch, woher jemand kommt und ob er lieber auf Deutsch oder Englisch eingeladen werden möchte. Evulu bietet Ihnen hier entsprechende Möglichkeiten.
5. Wählen Sie relevante Kriterien für die Ideenbewertung aus
Um die im Challenge-Verlauf generierten Lösungsalternativen miteinander vergleichen und die vielversprechendste Ansätze identifizieren zu können, sollten Sie im Bewertungsprozess erfolgsrelevante Kriterien anlegen. Dadurch wird gewährleistet, dass die in der Entwicklungsphase generierten Ideen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und evaluiert werden.
Bei Evulu geben wir Ihnen eine Liste von > 20 Kriterien an die Hand. Trotzdem haben Sie natürlich die Möglichkeit, eigene Bewertungsmaßstäbe festzulegen und hochzuladen.
Wenn Sie die von Ihnen gewählten Kriterien in die Challenge-Beschreibung mit aufnehmen, geben Sie zusätzlich einen gewissen Denkrahmen vor. Die Teilnehmer erfahren, in welche Richtung sie überlegen sollen. Das ist – erfahrungsgemäß – eine wichtige Stütze im Kreativprozess.
6. Kommunizieren Sie die Ergebnisse
Die meisten Teilnehmer empfinden es als unbefriedigend, wenn Sie zwar an einem Ideen-Wettbewerb teilgenommen haben, aber nicht über dessen Ausgang informiert werden. Wenn Sie rechtliche Bedenken haben (schließlich geht es bei einer solchen Ideen-Challenge ja auch um etwas), überlegen Sie sich, welche Ergebnisse Sie mit wem teilen wollen – und schaffen Sie dann einen entsprechenden Zugang. Nur – und das möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen – sollte dieser Schritt genau durchdacht werden (schon aus rechtlichen Gründen).
Wenn Sie Fragen und Anmerkungen haben, kommen Sie jederzeit auf uns zu. Unser Team freut sich darauf, Sie bei der Umsetzung Ihrer Ideen-Wettbewerbe unterstützen zu dürfen.
Bis bald
Krist°f / Co-Founder Evulu